Greener Cities

Greener Cities Issue #006 | Urban Mobility: Nachhaltig und smart vernetzt

Greener Cities Issue #006 | Urban Mobility: Nachhaltig und smart vernetzt

Greener Cities Issue #006 | Urban Mobility: Nachhaltig und smart vernetzt

Noch immer prägt das Auto im Wesentlichen unser Mobilitätssystem und das Bild unserer Städte. Intelligent vernetzte Verkehrskonzepte sollen künftig nachhaltige Lösungen bieten und uns einen Zugewinn an Zeit und Lebensqualität bescheren. Wie kann Green Mobility im urbanen Raum aussehen?

 

e-auto ladestation

Und: Auch Elektroautos benötigen Parkplätze und verstopfen Straßen, sind Teil des Verkehrskollapses, der tagtäglich in vielen Großstädten droht.

Spoiler: Elektroautos sind keine Alternative.

Rund 8,5 Jahre braucht es, um die schlechte Ökobilanz eines E-Autos zu amortisieren. Einer der Rohstoffe, die für die Herstellung von Elektroautobatterien benötigt werden, ist Lithium. Für seinen Abbau bedarf es großer Mengen Wasser: 80.000 Liter für eine einzige Batterie. In Argentinien bauen Zulieferer der Automobilindustrie große Mengen an Lithium ab – und verursachen eine zunehmende Wasserknappheit, die das Leben der indigenen Bevölkerung und ganze Ökosysteme bedroht. Landwirtschaft und ländlicher Tourismus sind gefährdet, Süßwasserquellen in den Salzwüsten vertrocknen. Automobilkonzerne verdienen am wachsenden Wunsch ihrer Kunden nach Elektromobilität - auf Kosten von Lieferkettentransparenz und nachhaltiger Rohstoffgewinnung, ungeachtet innovativer Recyclingmethoden.

Elektromobilität aus regenerativen Energien ist eine der Säulen für einen zukunftsfähigen, emissionsfreien Stadtverkehr, – kann aber nur zum Tragen kommen, wenn Individualverkehr losgelöst vom eigenen Auto funktioniert und alternative Mobilitätsangebote klug vernetzt sind. Die Angebotsvielfalt ist bereits da – wir zeigen, was es zur smarten Verkehrswende noch braucht.

e-auto ladestation parkplatz

Neue Lösungen für Urbane Mobilität.

Busse erleben ein nachhaltiges Comeback im Stadtverkehr: Sie sind flexibel, fahren zunehmend elektrisch und emissionsarm. Schätzungsweise bis 2025 wird die Hälfte aller Busse weltweit elektrifiziert sein. Pilotprojekte wie z. B. in Las Vegas zeigen, dass sie erfolgreich autonom betrieben werden und mit intelligenten Verkehrsteuerungssystemen interagieren können.

Noch mehr individuellen Komfort bieten Car- und Ridesharing Dienste. Carsharing funktioniert entweder stationsbasiert an festen Ausleih- und Rückgabepunkten, oder „free floating“, mit beliebigen Abstellplätzen innerhalb eines Stadtgebiets. Beim Ridesharing teilen sich alle Fahrgäste auf einer bestimmten Route die Fahrtkosten und entlasten durch die gemeinsame Nutzung den Stadtverkehr.

Das Angebot an Car- und Ridesharing ist vielfältig, – allein bei uns in Hamburg gibt es mehr als ein Dutzend verschiedener Anbieter. Hinzu kommen zahlreiche Mikromobilitätslösungen für die sogenannte „letzte Meile“: Bike Sharing, E-Scooter, Elektroroller.

E-Scooter
e-auto ladestation parkplatz
Großstadt Brücken Verkehr

Intelligent unterwegs im Großstadtdschungel.

Die große Frage: Wie schlage ich mich durchs Transport-Dickicht und nutze all diese Dienste möglichst schlau, um mich schnell und kostengünstig durch die Stadt zu bewegen? Wer ohne Auto mobil sein möchte, hat meist ein ganzes Sammelsurium von Apps auf seinem Handy. Die Nadel im Heuhaufen findet sich schneller als beste Route aus ÖPNV, Carsharing und Citybikes.

Die Antwort kommt aus Vilnius. In der litauischen Hauptstadt fährt man seit September 2017 eine radikale Open-Data-Strategie: Eine innovative Smart Traffic App integriert Routenplanung, Reservierung und Bezahlvorgang sämtlicher Mobilitätsanbieter:innen. „Trafi“ bekommt von der Stadtverwaltung Echtzeitdaten von Bussen, Bahnen, Taxis und Carsharing übermittelt. So sieht der User sofort, welche Route und Anbieter:innen-Kombination die komfortabelste, schnellste oder kostengünstigste ist. Und zahlt bequem in einer App.

Umgekehrt nutzt die Stadt die anonymisierten Bewegungsdaten der User:innen für eine intelligente Verkehrsplanung – um Ampelschaltungen zu optimieren, Problemrouten zu entlasten, nach Bedarf Haltestellen und Ausleihstationen einzurichten. In der 550.000-Einwohner-Stadt ist dieses Smart Traffic Konzept ein Erfolg: Schon jeder fünfte Bürger nutzt die App anstelle des eigenen Autos - ein Meilenstein für die globale Verkehrswende. Die App-Erfinder haben Trafi über das Baltikum hinaus auch nach Indonesien, Brasilien und in die Türkei exportiert.

Jestatten: Jelbi.

In Berlin tat man sich zunächst schwer mit der Einführung der App. Dabei war die eigentliche Hürde für diese weltweit größte Integration nicht die mit Abstand höchste Zahl an Verkehrsanbieter:innen, sondern das damit verbundene Ticketing. Der Berliner Verkehrsverbund hegte große Vorbehalte gegen die Aufschlüsselung aller Einnahmen an die über 40 angebundenen Start-ups und Drittanbieter:innen. Auch hier zeigt sich, was neue Mobilität sein muss: offen, transparent und fern von komplizierten Tarifsystemen.

Seit Juni 2019 ist es geschafft: Die Berliner Verkehrsbetriebe haben den Dienst unter dem Namen „Jelbi“ gelauncht – seither soll App-Jumping auch in der Spreemetropole zur Vergangenheit gehören. An S- und U-Bahn-Stationen entstehen Jelbi Hubs, wo unkompliziert auf Roller, E-Scooter, Citybike oder Carsharing umgestiegen werden kann.

Wir freuen uns über Erfahrungsberichte von Heavy Usern aus der Hauptstadt: Schreibt uns an [email protected] !

Und auch in Bayern regt sich Interesse: Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat von ein paar Tagen bekannt gegeben, die App bis Sommer 2020 einführen zu wollen.

Jelbi App Sharing-Angebote

Super Power: Smart Traffic.

Ganzheitlich, solidarisch und digitalisiert – so funktioniert neue urbane Mobilität. Nachhaltige Verkehrskonzepte fördern den öffentlichen Nahverkehr ebenso wie den nicht-motorisierten Verkehr und geteilte Nutzung. Der finale Sprung zur Verkehrswende gelingt, wenn daraus niedrigschwellige, intelligent vernetzte Angebote entstehen, die für alle zugänglich und komfortabel nutzbar sind. Mit denen es Spaß bringt, alle vorhandenen Optionen auszuschöpfen. Denn optimale Bewegungsfreiheit gibt uns Macht, Raum für Teilhabe und Mitgestaltung.

„Wir alle sind Alltagsheld:innen im Stadtverkehr. Und eine smarte Vernetzung ist unsere Superkraft.“

Die Macher:innen von Trafi

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